Tages-Anzeiger

2023-03-01 11:01:08 By : Ms. Nancy Ge

Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie Chrome, Safari, Firefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Der Ball fliegt hin und her, prallt an die Wand, kommt zurück ins Feld, bevor ihn der Spieler durch eine Öffnung der Spielfeldabgrenzung jagt. Bei diesem verrückten Mix aus Tennis und Squash geht es Schlag auf Schlag. Der neue Trendsport, dessen Highlights in den sozialen Medien Millionen von Menschen ins Staunen versetzen, nennt sich Padel. Auch in der Schweiz erfreut sich der Sport immer grösserer Beliebtheit. Doch die Frage «Was ist das für ein Sport?» wird dabei noch so häufig gestellt, dass sie sogar im Profil des offiziellen Tiktok-Kontos des Padel-Weltverbands steht. Hier einige Antworten.

Der Mexikaner Enrique Corcuera wollte im Jahr 1969 auf seinem Grundstück eigentlich einen Tennisplatz errichten, hatte dazu aber zu wenig Platz. Also machte er aus der Not eine Tugend. Gegenüber der Hauswand liess er eine zweite Mauer errichten, damit die Bälle nicht wegfliegen. Später umzäunte er auch die Seiten des Feldes, da der Nachbar sich darüber beschwerte, dass die Bälle oft bei ihm im Garten landeten. 

So hatte Corcuera unwillentlich einen neuen Sport geschaffen. Zwei seiner Freunde trugen diesen aus Corcueras Garten in die Welt hinaus. Der eine ins spanische Marbella, der andere nach Argentinien. Von dort eroberte er einen Grossteil der spanischsprachigen Länder und verbreitete sich dann erst in den USA, später auch in Skandinavien.

Das Padelfeld ist mit 20 Metern Länge etwas kürzer als ein Tennisplatz und mit 10 Metern Breite etwas schmaler als das Doppelfeld. Das Netz hängt tiefer als beim Muttersport. Umgeben ist das Feld von einer Abschrankung, die wie beim Squash hinten und teilweise seitlich aus Wänden besteht. Der Rest des Felds wird von einem Maschendraht umgeben. Darin befindet sich neben den Netzenden beidseitig eine Öffnung. Durch diese dürfen die Spielerinnen den Platz verlassen. Das gilt auch für den Ball, der zudem über den Zaun geschlagen werden darf.

Der Ball ist ein etwas weicherer Tennisball, wodurch er weniger stark springt und langsamer ist. Die Schläger sind kürzer und haben keine Saiten. Die Schlagfläche besteht aus gelöchertem Kunststoff.

Die Padel-Spielregeln basieren auf jenen des Tennis: Der Ball darf nur einmal den Boden berühren und nur von einem Spieler geschlagen werden, bevor er wieder übers Netz muss. Gespielt wird grundsätzlich im Doppel, und die Zählweise ist die gleiche wie im Tennis. 

Anders als beim Squash endet das Spielfeld nicht bei der Abschrankung. Die Spieler dürfen den Ball durch die Öffnungen neben den Netzenden oder über den Zaun schlagen. Sofern er zuerst im gegnerischen Feld aufspringt. Die Gegner müssen dann versuchen, den Ball wieder ins Feld zu bringen. Wie beim Squash dürfen auch die Wände miteinbezogen werden. So dürfen die Padlerinnen den Ball beispielsweise per Wand zurück übers Netz schlagen.

Auch für Tennis- und Squashlaien ist Padel schnell erlernbar und macht bereits beim ersten Spiel Spass. Natürlich können Erfahrungen aus dem Tennis bei der Technik oder der Taktik helfen, doch sind diese keineswegs vonnöten. Dies liegt vor allem auch an den Wänden, die das Spiel unberechenbarer machen und somit auch für Tennisspielerinnen und -spieler ein völlig neues Element darstellen. Deshalb sind Neulinge auch nicht so sehr im Nachteil.

Der Sport ist vor allem in der Westschweiz verbreitet, auch wenn der erste Schweizer Platz in Unterengstringen ZH entstanden ist. Sowohl um den Genfersee als auch um den Neuenburgersee gibt es heute viele Möglichkeiten, Padel zu spielen. Doch auch in und um Basel, Bern und Zürich gibt es immer mehr Plätze. Das ist auf der Karte  des 2006 gegründeten Padelverbands Swiss Padel Association (Suipa) zu sehen. 41 Spielstätten sind dort registriert.

In der Schweiz werden auch Turniere durchgeführt, und es existiert sogar ein nationales Spieler-Ranking. Die  Turniere finden vorrangig in der Westschweiz statt. Ausserdem hat der Padelverband auch das beliebte Interclub-System aus dem Tennis adaptiert. In vier Ligen treten insgesamt 38 Mannschaften gegeneinander an.

Die Weltspitze betreibt den Sport professionell. Allen voran die spanischen Duos Alejandro Galan und Juan Lebron bei den Männern sowie Alejandra Salazar und Gemma Triay bei den Frauen. Spanier und Argentinierinnen dominieren die Weltrangliste. Bei den jeweils 20 Besten sind sonst nur gerade ein Brasilianer und eine Französin dabei.

Unter dem Weltverband World Padel Tour, der 2005 in Madrid gegründet wurde, wuchs der Sport erheblich und gewann an Popularität. Immer mehr Turniere werden ausgetragen. Die meisten davon zwar immer noch in Spanien, doch auch in Amsterdam, Wien, Brüssel oder Miami kämpfen die Profis um Siege.

Die Popularität wirkt sich auch auf das Preisgeld merklich aus. Vor Beginn der Padelsaison 2022 vermeldete der Weltverband eine Steigerung der Prämien bei den grossen Turnieren um 180 Prozent. Anstelle von 25’000 Euro pro Event werde das Preisgeld ab sofort insgesamt 70’000 Euro betragen. Anders als bisher werden zudem künftig Siegerinnen und Sieger gleich viel verdienen.